Das Bundespräsidium der FDP tagte dieses Mal im Hamburger betahaus, einem Coworking Space wo Hamburger Kreative, Gründer und Startups zusammentreffen. Es ist ein Ort der Innovation und der digitalen Zukunft, an dem neue Geschäftsideen entstehen und neue Arbeitsmodelle gelebt werden. Dort treffen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, tauschen Erfahrungen und Feedback aus, vernetzen sich. Wirklich ein Ort der Freiheit. Die Atmosphäre wirkt richtig ansteckend. Man will sofort selbst loslegen und einfach mitmachen.
Beim Mittagessen entstand ein besonderer Austausch von
Politik und kreativen Köpfen. Wo
Datenschutz und digitale Gegenwart
aufeinandertreffen, „schlagen in der Politikerbrust zwei Herzen“, wie Christian
Lindner es formulierte. Und diesen Konflikt empfinde ich auch. Im digitalen
Zeitalter ist fast alles möglich, aber wir verlieren die Hoheit über unsere
Daten und wir wissen nicht mal, wer welche Informationen über uns hat und was
damit gemacht wird.
Die elektronische Patientenakte zum Beispiel. Sie bietet
definitiv eine Chance, um im Notfall schnelle Hilfe zu leisten. Sie bietet Ärzten
neue Möglichkeiten der Diagnostik und Kooperation. Sie könnte Leben retten,
wenn es um Sekunden geht. Aber auf der anderen Seite stehen die Risiken. Wer
kann uns garantieren, dass die Versicherung nicht unsere DNA entschlüsselt und
als Grundlage für Versicherungstarife mit hohen und niedrigen Risikogruppen
einstuft? Wer kann uns garantieren, dass ein potenzieller Arbeitgeber nicht
schon unsere gesamte Krankenakte kennt und uns aufgrund eines erhöhten
Krankheitsrisikos nicht einstellt?
Optimiert werden kann hingegen die Korrespondenz mit Verwaltung
und Gerichten. Geradezu als revolutionär wird gefeiert, dass Anfragen an die Staatsanwaltschaft
per E-Mail eingereicht werden können. Die Antworten folgen noch immer in Form
von Aktenordnern per Kurier. Und ich habe gelernt, dass die Hamburger Polizei
erst in dieser Legislaturperiode mit Internet ausgestattet wurde. Unglaublich.
Mit Michael Theurer, MdEP und Ali Jelveh, Protonetgründer |
Im Anschluss waren wir bei Protonet, einem IT-Startup, das
Personal Server produziert. Protonet wurde 2012 gegründet, hat innerhalb
kürzester Zeit über Crowdfunding drei Millionen Euro gesammelt und beschäftigt
mittlerweile fast 40 Mitarbeiter. Mit „I protonet my data“ setzt Protonet auf Datenhoheit.
Der eigene Server funktioniert wie eine Cloud und ist auf Knopfdruck
einsatzfähig. Wirklich eine gelungene Idee.
Aber die Frage, wie man die eigenen Daten schützen kann, ist
immer noch nicht gelöst. Wir haben die Möglichkeit, im digitalen Zeitalter
mitzumischen und bezahlen dafür den Preis, die Hoheit über unsere Daten zu
verlieren. Oder wir sind außen vor. Wir sind alle gläserne Bürger. Durch die Nutzung von
Smartphones können unsere Bewegungsprofile genauestens überwacht werden. Durch
Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte kennt man unsere Konsumgewohnheiten. Durch
die Nutzung der Handykamera weiß man, was wir beim Einkaufen anhatten und mit
wem wir telefoniert und was wir am Telefon gesagt haben. Wir gestatten Google
und Facebook unsere persönlichen Nachrichten zu lesen und die Daten auf unserem
Smartphone zu lesen, zu ändern und zu nutzen.
Mein „Telefon & SMS“-Handy ist rund zehn Jahre alt und
nicht mal Internetfähig. Damit könnte ich wenigstens „nur“ vom Staat, von den Geheimdiensten anderen
Staaten und von Hackern abgehört werden. Mein Smartphone nutze ich nur für das
Internet und nur dann wenn ich es brauche. Ich habe es nicht immer bei mir. Damit
kann ich wenigstens verhindern, dass Google, Facebook und Co auch noch meine
SMS lesen und meine Telefongespräche mitschneiden. Ich nutze damit leider nur
eingeschränkt die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Einige Menschen
halten mich für jetzt vielleicht für paranoid. Aber haben Sie sich mal
durchgelesen, welche Rechte Sie als Appnutzer dem Anbieter übertragen? Sollten
Sie beim nächsten Mal unbedingt tun. Denn es geht nicht mehr bloß darum, dass man
„nichts zu verbergen“ hat, sondern darum, dass andere mehr über einen wissen
als man selbst.
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