Dienstag, 3. Februar 2015

Datenschutz im digitalen Zeitalter | Unterwegs in Hamburg ´s Gründerszene


Das Bundespräsidium der FDP tagte dieses Mal im Hamburger betahaus, einem Coworking Space wo Hamburger Kreative, Gründer und Startups  zusammentreffen. Es ist ein Ort der Innovation und der digitalen Zukunft, an dem neue Geschäftsideen entstehen und neue Arbeitsmodelle gelebt werden. Dort treffen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, tauschen Erfahrungen und Feedback aus, vernetzen sich. Wirklich ein Ort der Freiheit. Die Atmosphäre wirkt richtig ansteckend. Man will sofort selbst loslegen und einfach mitmachen.

Beim Mittagessen entstand ein besonderer Austausch von Politik und kreativen Köpfen. Wo
Datenschutz und digitale Gegenwart aufeinandertreffen, „schlagen in der Politikerbrust zwei Herzen“, wie Christian Lindner es formulierte. Und diesen Konflikt empfinde ich auch. Im digitalen Zeitalter ist fast alles möglich, aber wir verlieren die Hoheit über unsere Daten und wir wissen nicht mal, wer welche Informationen über uns hat und was damit gemacht wird.

Die elektronische Patientenakte zum Beispiel. Sie bietet definitiv eine Chance, um im Notfall schnelle Hilfe zu leisten. Sie bietet Ärzten neue Möglichkeiten der Diagnostik und Kooperation. Sie könnte Leben retten, wenn es um Sekunden geht. Aber auf der anderen Seite stehen die Risiken. Wer kann uns garantieren, dass die Versicherung nicht unsere DNA entschlüsselt und als Grundlage für Versicherungstarife mit hohen und niedrigen Risikogruppen einstuft? Wer kann uns garantieren, dass ein potenzieller Arbeitgeber nicht schon unsere gesamte Krankenakte kennt und uns aufgrund eines erhöhten Krankheitsrisikos nicht einstellt?

Optimiert werden kann hingegen die Korrespondenz mit Verwaltung und Gerichten. Geradezu als revolutionär wird gefeiert, dass Anfragen an die Staatsanwaltschaft per E-Mail eingereicht werden können. Die Antworten folgen noch immer in Form von Aktenordnern per Kurier. Und ich habe gelernt, dass die Hamburger Polizei erst in dieser Legislaturperiode mit Internet ausgestattet wurde. Unglaublich.

Mit Michael Theurer, MdEP und Ali Jelveh, Protonetgründer
Im Anschluss waren wir bei Protonet, einem IT-Startup, das Personal Server produziert. Protonet wurde 2012 gegründet, hat innerhalb kürzester Zeit über Crowdfunding drei Millionen Euro gesammelt und beschäftigt mittlerweile fast 40 Mitarbeiter. Mit „I protonet my data“ setzt Protonet auf Datenhoheit. Der eigene Server funktioniert wie eine Cloud und ist auf Knopfdruck einsatzfähig. Wirklich eine gelungene Idee.

Aber die Frage, wie man die eigenen Daten schützen kann, ist immer noch nicht gelöst. Wir haben die Möglichkeit, im digitalen Zeitalter mitzumischen und bezahlen dafür den Preis, die Hoheit über unsere Daten zu verlieren. Oder wir sind außen vor. Wir sind alle gläserne Bürger. Durch die Nutzung von Smartphones können unsere Bewegungsprofile genauestens überwacht werden. Durch Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte kennt man unsere Konsumgewohnheiten. Durch die Nutzung der Handykamera weiß man, was wir beim Einkaufen anhatten und mit wem wir telefoniert und was wir am Telefon gesagt haben. Wir gestatten Google und Facebook unsere persönlichen Nachrichten zu lesen und die Daten auf unserem Smartphone zu lesen, zu ändern und zu nutzen. 

Mein „Telefon & SMS“-Handy ist rund zehn Jahre alt und nicht mal Internetfähig. Damit könnte ich wenigstens  „nur“ vom Staat, von den Geheimdiensten anderen Staaten und von Hackern abgehört werden. Mein Smartphone nutze ich nur für das Internet und nur dann wenn ich es brauche. Ich habe es nicht immer bei mir. Damit kann ich wenigstens verhindern, dass Google, Facebook und Co auch noch meine SMS lesen und meine Telefongespräche mitschneiden. Ich nutze damit leider nur eingeschränkt die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Einige Menschen halten mich für jetzt vielleicht für paranoid. Aber haben Sie sich mal durchgelesen, welche Rechte Sie als Appnutzer dem Anbieter übertragen? Sollten Sie beim nächsten Mal unbedingt tun. Denn es geht nicht mehr bloß darum, dass man „nichts zu verbergen“ hat, sondern darum, dass andere mehr über einen wissen als man selbst.

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